Nürnberg, Oktober 2013:
Es ist nun ein gutes Jahr her das Bibelclouds durch die Veröffentlichung des gleichnamigen Buches bekannt geworden sind. Die erste Auflage des Buches ist bald ausverkauft und die Resonanz ist sehr gut. Eine solch schnelle Verbreitung war nur durch die Unterstützung vieler Bibelclouds-Freunde möglich: Den über 600 Facebook Fans, den Helfern beim Kirchentag in Hamburg, durch zahlreiche Rezensionen und Artikel und vieles mehr. Das ist eine sehr motivierende Erfahrung für die ich sehr dankbar bin.
Zu einem der aktivsten Unterstützer gehört Dr. Thomas Ebinger, Dozent für Konfirmandenarbeit im PTZ in Stuttgart (Pädagogisch-Theologisches Zentrum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg). Im folgenden Gespräch berichtet er über seine Aktionen und Erfahrungen:
Martin: Thomas, wann und wie hast Du von den Bibelclouds erfahren und was war Dein erster Eindruck, Deine erste Reaktion?
Thomas Ebinger: Ich habe über die Pressemeldungen im Internet davon erfahren. Dann hat mir eine Mitarbeiterin unserer Bibliothek im Haus Birkach das Buch gezeigt und war völlig begeistert davon. Ich habe es mir gleich ausgeliehen und gedacht: Dazu müsste man mit Konfis mal etwas machen. Computer, Statistik und Datenbanken haben mich schon immer fasziniert. Ein solches Vorgehen auf die Bibel anzuwenden ist einfach eine geniale Idee!
Martin: Du hast mittlerweile schon sehr viele Erfahrungen gesammelt beim Einsatz von Bibelclouds in der Arbeit mit Konfirmanden. Was ist Dir hier besonders aufgefallen? Was funktioniert besonders gut?
Thomas Ebinger: Mir ist aufgefallen, dass Wordclouds noch ziemlich neu sind für die Konfis. Sie finden das cool, interessant, „mal was anderes“. Ich habe immer zuerst einen Songtext des Rappers Sido vorgeführt, „Bilder im Kopf“. Das haben die Konfis zuverlässig erkannt und damit das Potential der Methode, Texte kreativ darzustellen. Wir leben ja in einer Zeit, in der Bilder unglaublich wichtig ist und Text gern mit Text-Wüste und mühsamer Lese-Arbeit assoziiert wird. Die Wordclouds bieten hier einen spannenden Zugang, der der Google-Generation entgegenkommt, die gern mittendring einsteigt und nur weiterliest, wenn sie etwas unmittelbar anspricht. Das Ziel meines Bausteins zu den Bibelclouds ist es, so ein entdeckendes Lesen in der Bibel zu fördern für Jugendliche, die meist noch nicht viel in einer kompletten Bibelausgabe gelesen haben. Die Bibelclouds zeigen schön, dass sie vieles schon kennen, vor allem Namen wie Mose, Paulus, Jesus. Sie machen aber auch neugierig, worum es in einem biblischen Buch eigentlich genau geht. Der Ansatz des Bausteins ist, auf einem Plakat Werbung zu machen für ein Buch der Bibel. Dafür muss man das Buch auch kennen und wenigstens einen Text gelesen haben. Das macht den Konfis, wenn sie sich darauf einlassen, Spaß und sie identifizieren sich mit einem Teil der Bibel. Die Plakate kann man dann bei einer Ausstellung oder einem Vorstellungsgottesdienst mit Bibelübergabe präsentieren. Besonders gut funktioniert auch das eigenständige Erstellen von Wordclouds, eine Konfigruppe hat gleich Weihnachtskarten mit dieser Technik gestaltet. Vor allem Jungs sind gern am Computer kreativ und probieren gern mal etwas Neues aus. Mit der kostenlosen, leider etwas umständlich zu bedienenden Offline-Software Wordaizer habe ich – neben wordle.net gute Erfahrungen gemacht.
Martin: Deine Erfahrungen finden sich auch in einem Buch zur Konfiarbeit. Dafür hast Du auch ein Kapitel über Bibelclouds geschrieben. Was kannst Du uns über dieses Projekt erzählen?
Thomas Ebinger: Seit vielen Jahren mache ich im Redaktionsteam der Zeitschrift „anKnüpfen“ mit . Als „Best of“ der dort erschienen Artikel erscheint im November 2014 in zweiter Auflage das Buch „anknüpfen – Praxisideen für die Konfirmandenarbeit“ im Calwer Verlag. Da die Bibel kein Katechismus-Thema ist, wurde sie leider in der ersten Auflage als selbständiges Thema vernachlässigt. Das haben wir mit dem update 2-Heft korrigiert. Trotzdem gab es noch keinen selbständigen Artikel zur Einführung der Bibel als ganzer. Immer noch bauen manche Konfi-Gruppen Streichholzschachtel-Regale, auf denen hinten der Name der biblischen Bücher draufsteht. Die Regale stehen auch in fast allen Reli- und Konfi-Büchern herum, tragen m. E. inhaltlich aber nicht besonders viel aus. Viel spannender finde ich da den Ansatz der Bibelclouds, mit dem man einen inhaltlichen Eindruck von einem biblischen Buch bekommt, ohne gleich den ganzen Text lesen zu müssen. Für die Jahrestagung der Bezirksbeauftragten für Konfirmandenarbeit in Württemberg habe ich dann den Baustein zu den Bibelclouds entwickelt, der dann noch in die anknküpfen-Praxisideen aufgenommen werden konnte.
Martin: Ich finde es auch besonders spannend, dass Du Deine Erfahrungen in Schulungen weiter gibst. Wie sieht eine solche Schulung aus? Wer nimmt daran teil? Und was ist die Reaktion der Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Thomas Ebinger: Ich bin oft auf Pfarrerfortbildungen in Kirchenbezirken, sog. KTAs eingeladen, und biete verschiedenen Themen an, die Bibeldidaktik wird dabei gern gewählt. Ich stelle viele, auch kleinere Methoden vor, und dann machen wir ganz konkret den Baustein zu den Bibelclouds, allerdings im Zeitraffer. Erst letzte Woche hatte ich eine solche Fortbildung, da hat mir im Anschluss ein Pfarrer gesagt: „Schön, dass ihr euch jetzt wieder mehr um die Bibel kümmert in der Konfirmandenarbeit.“ Tatsächlich war lange Zeit das Thema Lebensrelevanz im Vordergrund; auch ich vertrete das massiv, dass alles, was wir im Konfi mit Jugendlichen machen, etwas mit ihrem Leben zu tun haben muss. Aber es darf nicht dazu führen, dass wir die grundlegende Ur-Kunde unseres Glaubens, die Bibel, an den Rand schieben. Für mich ist das Konfi-Alter das Alter der Mündigkeit, wo Jugendliche in einer unfrisierten Bibel lesen können und sollen und ihnen das schmackhaft gemacht werden muss. Wir können der Bibel durchaus zutrauen, dass sie selbständig zu Jugendlichen spricht in all ihrer Vielfalt und oft auch historischen Anstößigkeit. Eine typische Reaktion letzte Woche: Eine Teilnehmerin sagte: „Die Bibelclouds sind einfach ästhetisch unglaublich ansprechend“.
Martin: Bei aller Begeisterung über die Arbeit mit Bibelclouds gibt es doch sicher auch etwas, was Dir nicht ganz so gut gefällt. Etwas, was Du am liebsten ändern würdest. Was wäre das?
Thomas Ebinger: Ich habe das ja auch in meinem Baustein erwähnt, ich finde es ein Problem, dass der Gottesname JHWH als „Herr“ wiedergegeben wird und damit groß in der Mitte vieler Bibelclouds steht. Außerdem sind deine wirklich sehr gut und ansprechend gemachten Texte für Erwachsene geschrieben. Jugendliche brauchen da Hilfestellung, nur Gymnasiasten kommen da ohne Weiteres mit. Außerdem spielen bei uns Evangelischen die apokryphen Schriften eine viel geringere Rolle als im katholischen Bereich und die Lutherübersetzung fehlt mir schon an manchen Stellen, besonders bei den Namen. Nicht alle verstehen sofort, dass Ijob Hiob ist.
Martin: Thomas, vielen Dank für all diese Informationen und natürlich für Deine tolle Unterstützung bei der Verbreitung der Bibelclouds-Methode.
Thomas Ebinger: Vielen Dank Dir, auch dafür, dass Du so rührig bei der Verbreitung dieses schönen Zugangs zur Bibel bist.