Dieser Brief an den Hirten (lat. pastor) Timotheus ist der erste der drei sogenannten Pastoralbriefe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Paulus persönlich verfasst wurden, deren Verfasser aber für sich beanspruchen, die Lehre des Paulus authentisch weiterzugeben. Inhaltlich und stilistisch handelt es sich eher um Lehrschriften für Gemeindeleiter, die in Briefform gebracht wurden.
Timotheus war schon seit ungefähr 50 n. Chr. ein Mitarbeiter des Paulus und übernahm später die Leitung der Kirche von Ephesus. Die Briefe greifen sowohl theologische als auch organisatorische Herausforderungen in den ersten Gemeinden auf und stellen Leitlinien für die Ausübung des kirchlichen Amtes und die persönliche Lebensführung dar, die nötig geworden sind aufgrund der ausstehenden Wiederkunft Christi. So gewähren sie einen Einblick in das frühe Christentum.
Der Brief ruft zum Glauben an Jesus Christus auf. Vieles ist als Gebot formuliert – von sollen ist immer wieder die Rede –, doch diese Ermahnungen sind wohl eher als Ermutigungen zu verstehen. Der Brief lässt keine Zweifel aufkommen: Es geht um nichts Geringeres als die Wahrheit, um die »gute« und »gesunde Lehre«. Der Verfasser des Briefes möchte damit Timotheus in seiner seelsorglichen Tätigkeit, die er vor allem als Kampf versteht, stärken.
Der Verfasser stellt auch die in seinen Augen geeigneten Ämter vor. Danach gibt es einen Episkopos (griech. Aufseher; übersetzt als Bischof), in den Gemeinden eingesetzte Presbyter (griech. Amt der Ältesten) und Diakone. In einem längeren Abschnitt geht der Autor auf den Stand der Witwen ein, für die die Gemeinde sorgen muss. Auffällig ist bei der Lektüre die Definition von wirklichen Witwen: Frauen in fortgeschrittenem Alter, die sich durch Glauben und gute Werke als würdig erwiesen haben. Es werden also Fragen aus dem Leben der Kirche aufgegriffen: Es wird von Dienst (griech. diakonia), Diakonen, Amt und Aposteln gesprochen. Die Ansprüche des Verfassers an Amtsträger wie Timotheus sind hoch und beinhalten »Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glaube, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut« (6,11). Er setzt damit auch Maßstäbe für die heutigen Hirten in der Kirche.
[Martin Wolters]
Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle. 1. Tim 2,5–6
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist! 1. Tim 6,12
1 Tim 1,12-17 (Dank für die Berufung zum Apostel); 1 Tim 2,1-8 (Gebet für alle Menschen); 1 Tim 6,11-16 (Aufforderung an Timotheus)
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