Als Nachfolger von König David, der im ersten Buch der Chronik den Bau des Tempels plante und vorbereitete, setzt König Salomo (»Friedlicher«) in diesem Buch nun den Plan in die Tat um und baut das Haus des Herrn, den Tempel in Jerusalem. Im Gegensatz zum ersten Buch der Chronik spielen Listen von Namen, Vätern, Söhnen und Nachkommen nur eine untergeordnete Rolle. Die regierenden Könige von Juda und das Geschehen um das Haus des Herrn stehen im Vordergrund.
Während in den Büchern der Könige noch ausgewogen sowohl von der Geschichte des Süd- als auch des Nordreiches berichtet wird, beschränken sich die Autoren der Chronik im Wesentlichen auf die Geschichte Judas, des Südreiches. Für sie handelt es sich beim Nordreich um »Abtrünnige«, die sich von der Dynastie Davids losgesagt haben und darum keine besondere Beachtung verdienen. Besonderen Raum nehmen daher die Könige von Juda ein: Rehabeam, Joschafat, Hiskija, Joas, Amazja, Asa und andere. Dabei werden sie deutlich makelloser dargestellt als noch in den Büchern der Könige. Fremde Götter und Kriege spielen nur eine untergeordnete Rolle. Dafür wird aber der Dienst im Haus des Herrn, vor allem durch Priester und Leviten, besonders gewürdigt. Neben Einzelnen tritt regelmäßig auch das Volk oder eine Versammlung kollektiv als Handelnder auf.
Da die Chronisten die Geschichte Israels nicht wertfrei wiedergeben, sind einzelne Formulierungen mit Vorsicht zu interpretieren. Dies trifft z. B. auf den Ausdruck »ganz Israel« zu, der je nach Kontext nur auf das Nordreich, manchmal aber auch auf Nord- und Südreich verweist.
Wie auch die Bücher der Könige, so endet auch die Chronik nicht mit dem düsteren Bild des Babylonischen Exils, welches ab 586 v. Chr. dem Untergang Judas und der Zerstörung des Tempels in Jerusalem folgt, als Strafe für die Schuld gottloser Könige. Stattdessen wird am Ende vom Befehl des persischen Königs Kyrus berichtet, den Tempel in Jerusalem wieder zu errichten. So wird dem Leser die Hoffnung vermittelt, dass am Ende die scheinbare Abwesenheit Gottes, hier in Form des Babylonischen Exils, nicht ewig anhält.
Diese Hoffnung auf eine ständige Präsenz Gottes ist auch ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens. Die Hoffnung zählt neben Glaube und Liebe zu den drei christlichen Tugenden, d. h. den vorbildlichen christlichen Eigenschaften und Haltungen. Sie prägt auch heutige christliche Zuversicht für die Zukunft.
[Martin Wolters]
Des HERRN Augen schauen alle Lande, dass er stärke, die mit ganzem Herzen bei ihm sind. 2. Chr 16,9a
2 Chr 10,1-11,5 (Der Abfall der zehn Nordstämme); 2 Chr 36,14-21 (Das Ende des Reiches Juda)
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