Markus ist das älteste und kürzeste der Evangelien. Es beginnt mit den Worten: »Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes« (1,1). Markus hat damit eine neue Literaturgattung geschaffen. Anhand der Biografie Jesu, seinem Auftreten und Wirken will er die Botschaft verkünden von der Rettung, die Gott für Israel und die Welt bereithält.
Auf eine Kindheitserzählung verzichtet Markus und beginnt gleich mit der Taufe Jesu. Es sind auch keine langen Reden Jesu überliefert. Stattdessen steht Jesu Handeln im Vordergrund, allen voran seine Wundertaten: Heilungen, das Austreiben von Dämonen, das Heilen von unreinem Geist oder auch der Gang über den See. Gleich zweimal gibt es im Markusevangelium die Schilderung einer wundersamen Vermehrung der Brote (6,30–44 und 8,1–10). Die Wundertaten Jesu sind im Markusevangelium verbunden mit einem rätselhaften Motiv: Nachdem Jesus ein Wunder vollbracht hat, sich also offenbart hat als derjenige, der in Gottes Vollmacht heilen kann, verlangt er von den Betroffenen, über das Erlebte zu schweigen oder flieht gar mit dem Boot vor den vielen Leuten. Wundersam ist auch das Verhalten der Jünger, die als Zeugen Jesu Wirken in göttlicher Macht erlebt haben: Sie scheinen ihn nicht zu verstehen. Eine mögliche Deutung dessen ist, dass Leben und Leiden, Wirken und Tod zusammengehören. Erst wer sich auch dann zu Jesus als Christus bekennt, darf ihm nachfolgen. Das erklärt auch den hart wirkenden Umgang mit seinen Mitstreitern: Als Petrus ihn bekennt als Messias (8,29), verbietet er ihm, darüber zu sprechen; und als Petrus ihm Vorwürfe macht, dass er sein Leiden vorankündigt, bezeichnet er ihn als »Satan« (8,33).
Das Markusevangelium nimmt den Leser unmittelbar auf den Weg Jesu mit – nicht nur als stillen Beobachter, sondern auch als direkt Angesprochenen. Wenn Jesus nach einer Heilung sagt: »Dein Glaube hat dir geholfen« (z. B. 10,52) oder als Auferstandener den Jüngern sagt: »Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium « (16,15), dann spricht dies auch direkt den Leser an.
[Martin Wolters]
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Mk 8,36
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften. … Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Mk 12,30–31
Mk 3,20-35 (Jesus und seine Angehörigen); Mk 8,27-9,10 (Messiasbekenntnis und Nachfolge); Mk 10,46-52 (Die Heilung eines Blinden bei Jericho); Mk 14,1-16,20 (Das Leiden und die Auferstehung Jesu)
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