Dieses Schreiben ist vorwiegend an Heidenchristen gerichtet, die »in der Zerstreuung leben«. Sie befanden sich aufgrund von Schmähungen, Verunglimpfungen und Verfolgungen offenbar teilweise in Not. Der erste Petrusbrief versucht, sie mit Hinweisen auf das Leiden Jesu Christi davon zu überzeugen, Glaube, Hoffnung und Liebe nicht aufzugeben und ihr Leiden zu ertragen. Aber es sind auch die Sünden der Christen selbst, die Petrus anmahnt. Doch geht es dem Autor im Grunde nicht um eine Verurteilung, sondern darum, den Lesern Mut zuzusprechen: Der »Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch«. Er spricht von heiligem Leben und der Liebe untereinander (»hört nicht auf, einander von Herzen zu lieben«, 1,22), von der guten Tat entsprechend dem Willen Gottes und vom Evangelium als dem Wort des Herrn, das ewig bleibt.
Zur Zeit des Schreibens, ca. 64 n. Chr., scheint es bereits eine ausgeprägte, bildreiche Lehre von Christus gegeben zu haben. Er wird bezeichnet als »Lamm ohne Fehl und Makel« (1,19) und als »lebendiger Stein« (2,4). Darauf verweisend sollen sich auch die Adressaten »als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft« (2,5). Sie seien »eine königliche Priesterschaft« (2,9) und »Gottes Volk«. Die Rede vom Volk Gottes wurde besonders in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgegriffen. Danach ist die Kirche das pilgernde Volk Gottes durch die Zeit. Auf diesem Weg begleitet sie Christus als ihr wahrer Priester und Mittler zwischen Gott und den Menschen. Durch die Taufe haben alle Christen Anteil an diesem Priestertum Jesu Christi.
Ein anderes Thema des Briefes ist die Art und Weise, wie sich die christliche Gemeinde in ihre politische Ordnung und in ihre gesellschaftliche Umwelt einordnen soll, damit niemand Anstoß nimmt und dadurch die Hoffnung, die Jesus Christus bringt, verneint. Entsprechend formuliert 1 Petr 3,15 als Auftrag für alle Gläubigen: »Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.«
Christen nehmen Anteil am Priestertum Jesu Christi, indem sie ihren Glauben im Alltag leben und anderen davon erzählen. Sie bezeugen ihren Glauben durch Wort und Tat, durch Verkündigung und ein christliches Leben. In Deutschland drücken sich Widerstände erfreulicherweise meist nicht mehr in Verfolgungen aus. Dem Einzelnen werden aber vielleicht doch hin und wieder Schmähungen und Verunglimpfungen begegnen. So soll uns auch heute dieser Text ermutigen, den Glauben gegen diese Widerstände zu bezeugen.
[Martin Wolters]
Seid jederzeit bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch auff ordert, Auskunft über die Hoff nung zu geben, die euch erfüllt. 1. Petr 3,15
Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes. 1. Petr 4,10
1 Petr 1,3-12 (Das Ziel des Glaubens); 1 Petr 3,13-4,11 (Rechtes Verhalten in der Welt)
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