An die Gesetze im zweiten Teil des Buches Exodus knüpfen die Gesetze im Buch Levitikus an. Aus der Tatsache, dass diese Vorschriften zu einem Großteil die Dienste der Priester beschreiben, die dem Stamm Levi angehörten (»Leviten«), ergibt sich der Name des Buches. Die Gesetze stellen den überwiegenden Inhalt des Buches dar, verkörpert im Wort Sollen. Selbst das Dürfen bedeutet oft ein Verbot (»darf nicht«).
Die Vorschriften vermischen Rituelles, oft mit für uns befremdlichen und kaum noch deutbaren Einzelheiten, und Ethisches. Denn Religion und Alltagsleben lassen sich gerade im Volk Israel, das sich als Ganzes als heiliges Volk versteht, nicht voneinander trennen. Reinigungsrituale dienen dazu, einen unrein gewordenen Menschen wieder auf die Begegnung mit Gott vorzubereiten, ihn wieder rein zu machen. Sie helfen dem Menschen, die Gegensätze von heilig und Sünde zu überwinden. Gerade am jährlichen Versöhnungstag, an dem alle Freveltaten und Sünden der Israeliten entsühnt werden, bietet der Herr den Menschen immer wieder einen Neuanfang an.
Von den sozialen Geboten hat das Gebot der Nächstenliebe bis heute einen besonderen, religionsübergreifenden Stellenwert. Wenngleich es sich im Zeitalter globaler Vernetzung und Kommunikation über den physisch Nächsten hinaus erweitert hat hin zu all den Armen, von denen wir wissen.
Interessante Denkanstöße liefert auch das im Kapitel 25 beschriebene Jubeljahr. Alle 49 Jahre (sieben mal sieben) sollen Schulden erlassen, israelitische Sklaven freigelassen und verkaufter Grundbesitz wieder an den vorherigen Besitzer zurückgegeben werden. Dabei wird betont, dass Ländereien eigentlich kein Besitz an sich sind, an dem man sich bereichern kann, sondern dem Menschen nur zum Anbau von Nahrung anvertraut sind. Allerdings hat sich das Jubeljahr in der jüdischen Tradition nie durchgesetzt. Trotzdem kann diese Idee auch als Denkanstoß für eine gerechtere Verteilung des Kapitals und eine gerechtere Wirtschaftsordnung in unserer heutigen Zeit dienen.
[Martin Wolters]
Ich erzeige mich heilig an denen, die mir nahe sind, und vor allem Volk erweise ich mich herrlich. 3. Mose 10,3
Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR. 3. Mose 19,18
3. Mose 16,1–34 (Der große Versöhnungstag); 3. Mose 19,1–37 (Von der Heiligung des täglichen Lebens); 3. Mose 25,8-31 (Das Jubeljahr)
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