Wenn sich zwei Dozenten vom Pädagogisch-Theologischen Zentrum der Evang. Landeskirche in Württemberg (Thomas Ebinger und Judith Haller) und ein praktizierender Religions- und Gemeindepädagoge (Stephan Sohn) zusammentun, um „180 bewährte und neue Methoden für die Konfi- und Jugendarbeit“ zu dokumentieren (so der Untertitel des Buches „Tool Pool“), dann sollte man aufhorchen. Und in der Tat ist es den Dreien mit einem durchdachten, praxisorientierten, modernen und erfreulich offenem Konzept gelungen, eine spannende und umfassende Sammlung zu erstellen, die schon beim ersten Lesen Lust darauf macht, alles sofort einmal auszuprobieren.
Durchdacht
Die Methoden sind in Kategorien eingeteilt, die es erlauben nach dem Baukastenprinzip aus 2-4 Methoden eine Gruppenstunde zu gestalten. Eine nach Themen sortierte Übersicht am Ende des Buches unterstützt ebenfalls eine gezielte Auswahl der Methoden. Aber auch das ziellose Blättern und Stöbern kann sehr inspirierend sein. Alle Methoden sind außerdem bestimmten Schwierigkeitsgraden (für die Leitung und für die Gruppe), Zeitaufwand, Alter, Aufwand, und Sozialform (Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit oder Plenum) zugeordnet. Im Regelfall wird eine Methode auf einer Seite vorgestellt. Nebenstehend als Beispiel die Seite zu Wortwolken und Bibelclouds.
Praxisorientiert
Nicht nur diese Einteilungen der Methoden, die eine schnelle Auswahl ermöglichen, sondern auch die kurzen und prägnanten Beschreibungen und Anwendungsbeispiele sind ideal für den Alltag in der Jugendarbeit. Gute Quer-, Literatur- und Internetverweise vereinfachen die Vorbereitung. Angaben zu Variationsmöglichkeiten geben weitere Ideen. Die meisten Methoden können sicher problemlos unmittelbar umgesetzt werden auch wenn die Autoren Fortbildungen im Allgemeinen zum eigenen Erleben der Methoden empfehlen. In wenigen Fällen (z.B. Bibliolog) ist eine zusätzliche Schulung allerdings Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz – aber das schmälert den Wert des Buches in keiner Weise. Gerade für Ehrenamtler und „didaktische Amateure“ (als solchen würde ich mich bezeichnen) ist auch die kurze Einleitung sehr hilfreich.
Modern
Viele Methoden sind natürlich zeitlos und benötigen weder ein abgeschlossenes technisches Studium noch ausgedehnte Vorbereitungszeiten. Erfreulich sind aber auch zahlreiche Methoden die moderne Tools nutzen: GPS (Geo Caching), Digitalkameras (Fotodokumentationen, Stop-Motion-Videos) und Computer (Social Media Wall, Minecraft). So lassen sich auch für Technikfreunde neue Akzente setzen.
Offenes Konzept
Das dieses Methodenbuch eine 85-seitige elektronische Kopiervorlage zur Verfügung stellt ist an sich schon sehr erfreulich. (Siehe http://www.ejw-buch.de/shop/tool-pool.html ) Das darüber hinaus unter http://www.methoden-tool-pool.de aber noch eine eigene Webpräsenz bereit gestellt wurde die nicht nur eine elektronische Suche in den Methoden erlaubt, sondern auch für zukünftige Korrekturen, Ergänzungen und Erweiterungen zur Verfügung steht, ist ganz hervorragend. Schon jetzt werden zahlreiche Methoden auf der Webseite mit zusätzlichem Bild- und Videomaterial verdeutlicht. So lohnt es sich immer, nach der Methodenauswahl im Buch auch noch einmal online nach zusätzlichen Informationen zu schauen. Hierzu ist im Regelfall eine Anmeldung erforderlich, was absolut angemessen ist und sofort nach dem Buchkauf erfolgen sollte: http://www.methoden-tool-pool.de/anmeldung-2/.
Es bleibt zu hoffen, dass dies tatsächlich zum gewünschten intensiven Austausch zwischen Anwendern und Autoren führt und das dieses Projekt einmal mehr beweisen wird: Gedrucktes, kostenpflichtiges Buch und kostenlose Onlinepräsenz sind keine Gegensätze sondern die zwei Seiten eines modernen und nachhaltigen Projekts.
Und was gibt es zu kritisieren?
Das Buch ist ohne wenn und aber zu empfehlen und nur ein intensiver, häufiger und vielseitiger Einsatz wird zeigen, wo sich einzelne Inhalte noch verbessern oder ergänzen lassen. Die dedizierte Webpräsenz bietet hierzu ja eine perfekte Plattform. Das Konzept bietet also beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche, nachhaltige und kurzweilige Gestaltung von Gruppenstunden.
Allerdings will ich die Gelegenheit nutzen, uns Christen und den christlichen Verlagen eine Frage zu stellen: Ist es eigentlich noch zeitgemäß und hilfreich zwischen Konfirmanden und Firmlingen, zwischen Konfirmations- und Firmvorbereitung, ja sogar zwischen Konfirmation und Firmung zu unterscheiden? Theologen werden sicherlich unzählige Gründe finden, warum hier unterschieden werden muss. Und sicher würde dies schnell zur bekannten Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Sakramentenlehren führen. Vor allem die trennende Form von Abendmahl und Eucharistie stellt in der Gestaltung einer gemeinsamen Feier natürlich eine Einschränkung dar. Aber was hält uns davon ab, nicht alles andere gemeinsam zu gestalten:
Warum müssen Bücher speziell für die Konfirmation oder speziell für die Firmung „positioniert“ werden (der Untertitel dieses Buches hätte doch auch „180 bewährte und neue Methoden für die Konfi-, Firm-, und Jugendarbeit“ heißen können, genauso wie der Titel „Bibelclouds für Konfis“ für mein zweites Buch völlig unglücklich gewählt wurde)? Warum müssen Bistümer und Landeskirchen getrennte Arbeitsstellen und -materialien für die Begleitung von Konfirmations- und Firmvorbereitungen unterhalten? Warum gibt es vor Ort in den Gemeinden getrennte Vorbereitungsprogramme? Und ließe sich nicht selbst die Konfirmations- und Firmliturgie ökumenisch gestalten? Bis mein ältester Sohn sich zur Firmung entschließt, sind es noch ein paar Jahre. Vielleicht kann ich bis dahin bei uns in Nürnberg-Johannis Begeisterung für ein solches Experiment wecken. Solange empfehle ich jedem Aktiven in der Konfirmanden, Firm- und Jugendarbeit die neue Methodensammlung „Tool Pool“.